Zu Beginn der Obsternte hat der Pomologe Dr. Sebastian Grünwald den Zustand der Streuobstwiese in Bad Birnbach begutachtet, um die Entwicklungschancen jedes einzelnen Baums einzuschätzen. Sein Fazit: Viele Bäume sind in einem guten Zustand und haben sich auch das Jahr über prächtig entwickelt. Andere Bäume sind gesund, wenngleich von der Größe her nicht ganz zufriedenstellend. Diese Bäume sollten sich jedoch bei guter Pflege weiter entwickeln und zu ansehnlichen Exemplaren heranwachsen können. Insgesamt gut 30 Bäume sind allerdings stark zurückgeblieben, teilweise auch erheblich beschädigt. Diese Bäume hat der Pomologe markiert, damit sie Platz für eine Ersatzpflanzung machen.
Grünwald konnte meist bereits anhand von Kronengröße und Stammumfang feststellen, ob ein Baum altersgemäß entwickelt ist. Alle Bäume auf der Bad Birnbacher Wiese sind rund 20 Jahre alt, in dieser Zeit sollten Apfelbäume mit einem Durchmesser von acht bis 10 Metern ihre endgültige Kronengröße fast erreicht haben. Mostbirnen wachsen dagegen in der Regel länger, schließlich können manche Sorten eichenstarke Bäume bilden.
Die meisten Bäume haben sich gut entwickelt.
Ist ein Baum nicht zufriedenstellend entwickelt, versucht der Pomologe herauszufinden, woran das liegt. Kennt man die Ursache für das Ausbleiben eines Baumes nicht, besteht die Gefahr dass ein neu gepflanzter Ersatz-Baum am gleichen Problem scheitert wie sein Vorgänger. Auch unter den alten Sorten gibt es viele empfindliche und solche, die besonders hohe Ansprüche an den Standort stellen. Solche Sorten eignen sich generell für die Streuobstwiese nicht. Ein wichtiges Ziel der Sichtung war daher, die Sorten der Bäume zu erfassen. Grünwald hatte diesbezüglich Glück: Da die Bäume dieses Jahr fast alle Früchte tragen, konnten bis auf wenige Exemplare alle Sorten bestimmt werden.
Der Pomologe hat festgestellt, dass die ungenügend entwickelten Bäume stellenweise gehäuft auftreten. Es muss also mit am Standort liegen. Deshalb hat er an verschiedenen Stellen Probelöcher gegraben und den Boden untersucht. Er ist dort eher sandig, im Untergrund findet sich viel Kies. Auch der Bewuchs mit überwiegend Knaulgras, Johanniskraut und Hornklee lässt darauf schließen, dass die Wasserversorgung an diesen Stellen ein Problem ist.
An manchen Stellen ist der Untergrund zu sandig.
Blattgröße und Blattfarbe sagen dem Pomologen, wie der aktuelle Ernährungszustand des Baumes ist. Über die Länge der Jahrestriebe und den Verzweigungsgrad kann er die individuelle Entwicklung eines Baumes etwa 10 Jahre weit zurückverfolgen. Zusammen mit der aktuellen Triebleistung und dem Gesamtzustand kann Grünwald so abschätzen, ob ein mangelhafter Baum sich durch einen Rückschnitt oder Düngerschub erholen wird, oder ob es wirtschaftlicher ist, einen Neuen zu pflanzen.
Bei einer Neupflanzung müssen die trockenen Standorte besonders berücksichtigt werden. Apfel und Birnbäume werden sich dort auch in Zukunft schwer tun. Auffallend ist, dass die Zwetschgen und Kirschen auf diesen Standorten, etwa im südlichen Teil der Wiese, wesentlich besser gedeihen. Man sollte nach seiner Empfehlung in diesen Bereichen besser auf Steinobst setzen und einen speziellen Bereich mit Pflaumen und Zwetschgen schaffen. Mit der Myrobalane steht dafür auch eine sehr anpassungsfähige und trockenverträgliche Unterlage zur Verfügung.
12.500 Quadratmeter wurden bewusst als Grünzug von Bebauung frei gelassen.
Auf der etwa 12.500 Quadratmeter großen Wiese mitten im Kurgebiet von Bad Birnbach stehen etwa hundert Apfel-, Birnen und Zwetschgenbäume. Die Wiese ist im Zuge der Entwicklung von Bad Birnbach in den letzten Jahrzehnten bewusst als Grünzug frei geblieben von Bebauung. Im Rahmen des Bündnisses für Streuobstwiesen der Natursaftkelterei Wolfra, des Kurorts Bad Birnbach und des Landkreises Rottal-Inn wird die Wiese ertüchtigt. Für Gäste finden alle vier Wochen Führungen auf der Streuobstwiese statt, um auf ihren ökologischen Wert aufmerksam zu machen
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