Sebastian Grünwald bewirtschaftet mit seiner Frau den Grassl-Hof im Landkreis Freising. Mit rund 300 Bäumen eine der größten zusammenhängenden Streuobstflächen in Südbayern. Der Diplom-Biologe und Pomologe berät die Natursaftkelterei Wolfra und weiß über Äpfel fast alles. Der Anruf erreicht ihn am Handy beim Apfelernten auf seiner Wiese.

Herr Grünwald, was halten Sie von der englischen Lebensweisheit „an apple a day keeps the doctor away“?

Leider gibt es keine Langzeitstudien, die Arztbesuche in Relation zum Apfelkonsum untersuchen, nicht einmal in England, und das wundert mich ein wenig. Die Frage lässt sich daher leider nicht gesichert beantworten. Aber natürlich basieren so alte Lebensweisheiten auf jahrhundertelangen Erfahrungen. Ich selbst habe diese Erfahrung ja auch in unserer Familie: wir essen naturgemäß sehr viele Äpfel, und wir sind alle ziemlich gesund. Was man mit den Methoden der Ernährungswissenschaft aber schon sagen kann, ist dass der Apfel sehr viele sehr wertvolle Inhaltsstoffe enthält, die einzeln sowie in Kombination gesundheitsfördernd wirken.

Der Apfel ist Super-Food.

Zählt der gewöhnliche Apfel also auch zum Superfood?

Eindeutig ja! Die Leute essen heute ja mit dem Gesundheitsargument viele exotische Dinge, Chia-Samen, Goji-Beeren usw.. Das muss alles von weit hergebracht werden, mit einer furchtbaren Ökobilanz. Dabei liefern viele heimische Pflanzen die gleichen Inhaltsstoffe. Mir ist es ein großes Anliegen, die Menschen darauf aufmerksam zu machen und ihnen die Schätze aus der Natur hierzulande nahe zu bringen.

Was steckt denn Gesundes im Apfel?

Der Apfel enthält eine Fülle an Phenolen, viele sind chemisch noch gar nicht restlos bekannt.  Anthocyane und Flavonoide binden im menschlichen Körper freie Radikale und haben eine anti-oxidative Wirkung. Diese Stoffe schützen damit die Zellstrukturen und die Erbsubstanz. Sie verlangsamen den Alterungsprozess auf zellulärer Ebene und helfen, die Entstehung von Krebs zu vermeiden. Einige Flavonoide wirken blutdrucksenkend und schützen die Blutgefäße. Phenole und Tannine festigen das Zahnfleisch, wirken antibakteriell und fördern die Darmflora. Dann enthalten Äpfel viel Pektin, das die Verdauung stimuliert, die Darmtätigkeit anregt und sogar den Cholesterinspiegel senken kann. In einem Apfel sind außerdem die meisten lebenswichtigen Vitamine und Mineralien enthalten.

Wir in der Familie schälen Äpfel nie.

Vermutlich befinden sich die wertvollen Stoffe alle in der Schale, oder?

Nicht nur, aber ja, in der Schale befinden sich sehr viele dieser Stoffe. Sie geben dem Apfel übrigens seine typische Farbe. Wir in der Familie essen den Apfel grundsätzlich mit der Schale. Auch in der Küche und zum Backen werden bei uns keine Äpfel geschält.

Ist Apfelsaft eigentlich genauso gesund wie ein ganzer Apfel?

Grundsätzlich enthält jedes verarbeitete und haltbar gemachte Lebensmittel weniger wertvolle Inhaltsstoffe als die rohe Pflanze. Aber man muss da differenzieren: Vitamin C zum Beispiel können Sie recht lange kochen, das geht nur sehr langsam verloren. Und auch bei den anderen Stoffen kommt es sehr auf die Verarbeitungstechnik an, da gibt es ja sehr unterschiedliche Methoden. Moderne Keltereien wie die Wolfra jedenfalls verarbeiten das Obst, wie ich weiß, sehr schnell und schonend zu Säften. Bei der Pasteurisierung wird der Saft nicht gekocht und nur sehr kurzzeitig erhitzt.

Mehr zu den Inhaltsstoffen im Apfelsaft von Wolfra finden Sie auf dieser und den anderen Produktseiten.

Interview: Gerd Henghuber

www.henghuber.de